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Miosga, Lanz, Illner & Co. - Wer macht den besten Polit-Talk?

28.04.2024 um 20:00 Uhr
    Je älter die Befragten waren, desto mehr Talker kannten sie. Für die Polit-Talks heißt das: Junges Publikum dringend gesucht! | © ZDF / NDR Je älter die Befragten waren, desto mehr Talker kannten sie. Für die Polit-Talks heißt das: Junges Publikum dringend gesucht! | ©ZDF / NDR

    Exklusiv: HÖRZU enthüllt, welcher Talk-Star derzeit am beliebtesten ist, welcher am bekanntesten und wer die spannendsten Gäste hat.

    Ein Artikel von HÖRZU Chefreporter Mike Powelz

    Wer wirkt beim Moderieren politischer Gesprächsrunden besonders kompetent, sympathisch und durchsetzungsfähig? Wer eher besserwisserisch? Wer schafft es, die interessantesten Gäste in seine Show zu holen? Wer also präsentiert den besten Polit-Talk? Um das zu klären, beauftragte HÖRZU das renommierte Meinungsforschungsinstitut Forsa mit einer repräsentativen Umfrage: Vom 2. bis zum 5. April wurden 1002 Deutsche ab 18 Jahren zu ihrer Meinung über Caren Miosga, Sandra Maischberger („Maischberger“), Markus Lanz, Maybrit Illner und Louis Klamroth („hart aber fair“) befragt. Die Ergebnisse überraschen!

    Im Ranking der Besten steht auf Platz 1 eine Newcomerin: Caren Miosga. Und zwar mit klarem Abstand. Und obwohl die 55-jährige Ex-„Tagesthemen“-Moderatorin mit ihrem Talk im Ersten erst am 21. Januar dieses Jahres startete, also gerade mal 100 Tage im Amt ist. Stolze 70 Prozent der Deutschen geben ihr die Note „sehr gut“ oder „gut“. Dahinter folgt mit 60 Prozent Sandra Maischberger vor Markus Lanz mit 58 Prozent.

    Welche Note würden Sie Caren Miosga geben? Sehr gut /gut * 70% Was trifft „voll und ganz“ oder „weitgehend“ zu? Kompetent 88% Sympathisch 87% Durchsetzungsfähig 76% Lädt interessante Gäste ein 64% Besserwisserisch 12% = Platz 1

    Warum schneidet Caren Miosga so gut ab? Experte Prof. Yorck von Borcke, Professor für Medienmanagement in Hamburg, erklärt: „Erstens, weil sie den Zuschauern so vertraut ist: Miosga moderierte bereits verschiedene Sendungen für den NDR und das ZDF, bevor sie 2007 die Nachfolge von Anne Will bei den ‚Tagesthemen‘ antrat. Dort war sie als Moderatorin über 16 Jahre lang tätig und wird als vertraute Nachrichtenmoderatorin vom Publikum geschätzt.“ Weiterer Erfolgsfaktor ist laut Prof. von Borcke Miosgas Interviewstil: „Sie beginnt ihre Sendung stets mit Einzelgesprächen. Ein solches Setting erlaubt einen intensiveren, persönlichen Dialog mit den Gästen und schafft Vertrauen für die weitere Debatte.“ Das sagt die Moderatorin selbst zu so viel positiver Resonanz: „Wir freuen uns über so viel Zuspruch“, meint sie gegenüber HÖRZU, „und wir hoffen – gemeinsam mit den Redaktionen der anderen Sendungen –, noch mehr Menschen für politische Gespräche im TV zu interessieren.“

    Welche Note würden Sie Sandra Maischberger geben? Sehr gut /gut * 60% Was trifft „voll und ganz“ oder „weitgehend“ zu? Kompetent 85% Sympathisch 81% Durchsetzungsfähig 73% Lädt interessante Gäste ein 61% Besserwisserisch 22% = Platz 2

    Miosga siegt in drei von sechs Kategorien

    Neben der Gesamtwertung fragte HÖRZU zu jedem der Talk-Stars ab, welche Eigenschaften auf sie oder ihn „voll und ganz“ oder „weitgehend“ zutreffen. Auch hier lässt Miosga die Kollegen hinter sich – selbst ihre ARD-interne Konkurrentin Sandra Maischberger: Im direkten Vergleich finden die Befragten sie kompetenter (Miosga 88, Maischberger 85 Prozent), sympathischer (87 zu 81 Prozent) und durchsetzungsfähiger (76 zu 73 Prozent). Zudem attestieren sie ihr bereits nach kurzer Zeit, die interessanteren Gäste einzuladen (64 zu 61 Prozent). Einzig in der Rubrik „besserwisserisch“ erreicht Maischberger (WDR) einen höheren Wert als ihre NDR-Kollegin: Hier kommt sie auf 22 Prozent, Miosga wird mit nur 12 Prozent deutlich positiver wahrgenommen. Den Verantwortlichen hinter den Shows dürften die Ergebnisse zu denken geben, zeigen sie doch, dass man sympathisch und zugleich durchsetzungsfähig sein kann. Und kompetent, ohne oberschlau zu wirken. Insgesamt ein Top-Ergebnis für den NDR, dessen Aushängeschild Miosga ist. Der WDR kann mit den Forsa-Werten weniger zufrieden sein, zumal er neben „Maischberger“ auch jenen Polit-Talk produziert, der am schwächsten abschneidet: „hart aber fair“ mit Louis Klamroth.

    Welche Note würden Sie ihm geben? Sehr gut /gut * 58%  Was trifft „voll und ganz“ oder „weitgehend“ zu? Kompetent 78% Sympathisch 64% Durchsetzungsfähig 81% Lädt interessante Gäste ein 78% Besserwisserisch 57% = Platz 3

    Interessant ist auch das Abschneiden von Markus Lanz: Die Befragten gaben ihm zwar in puncto Durchsetzungsfähigkeit die beste Wertung: 81 Prozent. Zugleich finden ihn viele (57 Prozent) sehr „besserwisserisch“. Ein Ergebnis, das verdeutlicht, wie sehr Lanz das Publikum polarisiert. Prof. von Borcke: „Er hat in den letzten Jahren seinen eigenen Talk-Stil gefunden: Er verbindet scheinbar leichtes Plaudern mit ernsten, harten Fragen. Dabei konfrontiert er seine Talk-Gäste mit detailreichen Fakten und bohrt kritisch nach. Diese sogenannte ‚Tough Talk‘-Interviewtechnik polarisiert: Sie wird einerseits als ‚durchsetzungsfähig‘ wahrgenommen, kann aber gleichzeitig ‚besserwisserisch‘ wirken.“

    Welche Note würden Sie Maybrit Illner geben? Sehr gut /gut * 52% Was trifft „voll und ganz“ oder „weitgehend“ zu? Kompetent 77% Sympathisch 73% Durchsetzungsfähig 70% Lädt interessante Gäste ein 62% Besserwisserisch 29% = Platz 4

    Dank treuer Fans erreicht Lanz im Ranking der Besten 58 Prozent – mehr als seine ZDF-Kollegin Maybrit Illner, die auf Platz 4 liegt (siehe u.). Sie bekam von 52 Prozent der Befragten die Note „sehr gut“ oder „gut“ – und schneidet damit doppelt so gut ab wie Louis Klamroth. Dem mit 34 Jahren Jüngsten unter den Top-Talkern sollte die Umfrage laut Prof. von Borcke zu denken geben: „Seine Ergebnisse deuten auf Optimierungspotenzial hin: Mit nur 26 Prozent ist er noch relativ unbekannt. Das ist keine Überraschung, sind doch die anderen Talker seit Jahren etabliert. Zudem feilt die neue Produktionsfirma von ‚hart aber fair‘ noch am Konzept: So soll es mehr Dialog mit Bürgern geben, mehr Reportagen vor Ort, mehr Fokus auf die jüngeren Zielgruppen.“

    Welche Note würden Sie Louis Klamroth geben? Sehr gut /gut * 26% Was trifft „voll und ganz“ oder „weitgehend“ zu? Kompetent 51% Sympathisch 47% Durchsetzungsfähig 42% Lädt interessante Gäste ein 39% Besserwisserisch 29% = Platz 5

    Was fällt dem Experten noch auf? Prof. von Borcke: „Das schwache Abschneiden aller Formate in der jungen Zielgruppe im Alter 18 bis 29 Jahre! Mehrheitlich schaut diese Alterskohorte nur sehr wenig TV-Talk. Daher sollten die Macher diese Zielgruppe stärker in den Blick nehmen. Mögliche Stellhebel sind: 1. Das Schaffen von Relevanz mit Themen und Gästen, die junge Zuschauer bewegen. 2. Neue Präsentationsformen wie etwa Onlinevideos, die Lust auf ein Talk-Thema machen. 3. Mehr Interaktionsmöglichkeiten über digitale Kanäle, die junge Zuschauer zum Mitdiskutieren anregen.“

    Wer ist der bekannteste Talker?

    Von den fünf Talk-Stars, die in der ForsaUmfrage berücksichtigt wurden, hat Markus Lanz mit 89 Prozent den höchsten Bekanntheitsgrad. Es folgen mit 78 bzw. 77 Prozent Sandra Maischberger und Maybrit Illner. Caren Miosga, die erst seit Kurzem ihre Talkshow präsentiert, ist für 56 Prozent ein Begriff. Nur eine Minderheit (26 Prozent) kennt Louis Klamroth.

    Könnten auch die exaltierteren US-Formate ein Vorbild sein? „US-amerikanische Sendungen zeichnen sich oft durch lebhafte Diskussionen und Parteilichkeit aus – damit spiegeln sie die polarisierte politische Kultur der USA wider. Deutsche Talkshows sind formaler und eher analytisch.“ Doch egal ob hierzulande oder in den USA: Eines der großen Ziele politischer Talkshows sei, so Prof. von Borcke, die Lust aufs Mitdenken zu wecken. Die Formate spielen seiner Ansicht nach eine wichtige Rolle bei der Meinungsbildung – besonders in Gesellschaften, in denen politische Diskussionen ein „Bestandteil des demokratischen Prozesses“ sind.